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peter und heinz Pfingsten

Südalpen bei Bise. Der grosse Segelflug Praxistest mit Peter, Heinz und dem Arcus.

Von Peter Schmid

Der gemeinsame Wandersegelflug zu Pfingsten hat sich zwischenzeitlich bei Heinz Brem und Peter Schmid zu einem festen Termin in der Jahresplanung gemausert. Corona bedingt sollte die Ausgabe 2020 in etwas anderer Form stattfinden. Landen im Ausland war keine Option, was unseren Wirkungsradius massiv einschränkte.

Ich erinnere mich kaum, jemals eine solch lange und heftige Bisenlage erlebt zu haben. Diese brachte in der 2. Hälfte Mai sehr anspruchsvolle Segelflugbedingungen. Es gilt mittlerweile als gesicherte Theorie, dass der Süden bei Nordwind sehr gut funktioniert. Diese Theorie galt es empirisch zu beweisen. Am Freitag, 29. Mai haben wir uns mit einem Flug in die Sarntaler Alpen Appetit für die Überprüfung dieser Theorie geholt.

Der Pfingstmontag war wiederum geprägt von Bise und vorallem extrem stabiler Luft im Mittelland und den Voralpen. Für die Alpen und besonders für die Südalpen waren die Prognosen super knackig. Auch im Wallis waren gute Bedingungen prognostiziert. Schnell einigen wir uns darauf, dass wir schon sehr häufig im Wallis unterwegs waren und die Dolomiten noch nicht ganz so gut kennen. Und ausserdem galt es, unsere Theorie mit einem weiteren Flug in die Südalpen zu überprüfen.

Die Idee war also, mit einem hohen Start durch die stabile Luftmasse direkt ins Prättigau zu gleiten, um dort sofort Anschluss an die knackige Luft zu finden. Die Theorie war perfekt, es haperte etwas an der Umsetzung. Der hohe Start war etwas zu wenig hoch, sodass wir am Vilan nochmals kurz unsere Bleithermik anwerfen mussten, um an der Sassauna einen ersten Vorgeschmack auf die knackige Luft zu erhalten. Wobei es sich noch um verhalten knackige Luft handelte. Einigermassen vernünftig gings vorwärts. Schnell haben wir uns an unsere Lieblingskrete, welche von Davos zum Flüela Schwarzhorn (westlich der Flüela Passstrasse) führt, vorgearbeitet. Übrigens jeder der diese Krete noch nie versucht hat, must do, Prädikat sehr empfehlenswert.

An dieser Stelle ein kurzer Reminder, im Engadin gelten seit diesem Jahr die grossen Wolkenabstände. Dies ist dem GNSS Approach nach Samedan geschuldet. Die dringende Empfehlung in dieser Gegend den Transponder zu aktivieren und natürlich die grossen Wolkenabstände einzuhalten.

Über Nuna, Ofenpass fliegen wir bei sehr zerrissener, ruppiger und nicht immer verlässlicher Thermik weiter ins Vinschgau. Heinz in der griechischen Mythologie offenbar besser bewandert als ich, meinte, dass einige der toll ausschauenden Wolken wie Sirenen seien. Und denjenigen welchen es ergeht wie mir, hier noch die Definition von Sirene:

Eine Sirene ist in der griechischen Mythologie ein meist weibliches, in Darstellungen bisweilen bärtiges Fabelwesen (Mischwesen aus ursprünglich Mensch und Vogel, später auch Mensch und Fisch), das durch seinen betörenden Gesang die vorbeifahrenden Schiffer anlockt, um sie zu töten. (Quelle Wikipedia)

Na ja, ob die Wolken Schiffer angelockt haben, entzieht sich meiner Kenntnis, uns Segelflieger haben sie auf jeden Fall angelockt. Meist offenbarten sie sich dann aber als Enttäuschung. Was darf man aber auch anderes von einem bärtigen Fabelwesen aus Mensch und Vogel erwarten?

Trotzdem arbeiteten wir uns rasch vorwärts, um bald schon bei Meran anzukommen. Die Optik gegen die Sarntaler Alpen war nicht sonderlich verheissungsvoll. Ausserdem fliegt man aus dem hohen Relief ins niedrigere Relief, was zumindest in dieser Richtung positiv ist, allerdings bleibt im Hinterkopf der Gedanke an den Rückweg, da spielt es dann eher gegen einen. Die Steigwerte in den Sarntaler waren deutlich verhaltener, aber immerhin gab es Steigwerte. 

Die Optik in den Dolomiten verhiess das Segelfliegerparadies schlechthin. Damit war den Entschluss schnell gefasst. Über das Eisacktal (zwischen Bozen und Brenner) glitten wir ins Val Gardena, Richtung Gröden. Die ersten Wolken entpuppten sich als Sirenen, knackige Optik, enttäuschende Steigwerte. Es dauerte einen Moment, bis wir wieder vernünftigen Anschluss hatten. Allerdings entpuppte sich das vermeintliche Segelfliegerparadies bestenfalls als dessen Vorzimmer, waren sowohl Steigwerte als auch Basishöhen eher verhalten. In der Region Silian, mit fantastischem Ausblick auf die Drei Zinnen, entschlossen wir uns den Rückflug anzutreten.

Übrigens seit der Erstbesteigung der Großen Zinne im Jahr 1869 zählen die Drei Zinnen bei Kletterern zu den begehrtesten Gipfelzielen der Alpen. Sie sind durch zahlreiche Kletterrouten verschiedener Schwierigkeitsgrade erschlossen und wurden so zu einem Zentrum des alpinen Kletterns, von welchem viele wichtige Entwicklungen in der Geschichte dieses Sports ihren Ausgang nahmen. (Quelle Wikipedia)

Ich persönlich bevorzuge den Ausblick quasi aus unserem Liegestuhl am Himmel, da fühle ich mich deutlich sicherer. Kann manchmal auch nervenaufreibend und anstrengend sein, insgesamt aber meine bevorzugte Variante.

Die Wetteroptik gegen Westen, da wo wir herkamen, liess keine Euphorie im Cockpit aufkommen. Trotzdem entpuppte sich der Rückflug als reiner Genuss. Segelfliegerparadies erlebten wir dann nochmals bei Schluderns, als Heinz in einen Aufwind eindrehte, wobei es uns die Socken runterrollte. Sage und schreibe 5 m/sec. integriert, weshalb frage ich mich immer wieder, gibt es solche Aufwinde nicht häufiger. So muss Thermik! Solche Schläuche müsste man klonen, quasi die Dolly unter den Aufwinden.

Der Rest des Fluges war zusammengefasst noch etwas spazierenfliegen über Sedrun, Klausen zurück nach Schänis.

Sensationelles Flugerlebnis und übrigens, nach unserer bescheidenen Meinung, die Theorie stimmt, bei Nordwind funktionieren die Südalpen sehr gut.

Ich wünsche uns allen eine weiterhin tolle, unfallfreie und erlebnisreiche Segelflugsaison 2020.

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